Als relativ kleiner und gemeinnützig orientierter Verein konnten wir uns nagelneue Lungenautomaten in dem Umfang natürlich nicht nur nicht leisten… wir wollten es auch nicht. Unsere ausrangierten Automaten haben, bis zu ihrem Ausscheiden, vielen Mitgliedern und Schülern viele Jahre treue Dienste geleistet. Die Nutzung hat dabei ein durchschnittliches Sporttaucherleben um ein Vielfaches überschritten. Grund genug der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken und einigen gebrauchten Atemreglern neues Leben einzuhauchen.
Der Kauf von gebrauchten Atemreglern ist zweifellos immer ein gewisses Glücksspiel. Oftmals weiß der Verkäufer selbst nicht, was er seinem Regler eigentlich angetan hat bzw. in welch desolatem Zustand sich das vermeintlich gute Stück wirklich befindet. Er/sie/divers hatte den Atemregler nach der Revision schließlich nur noch wenige Male getaucht und dann eingelagert. Es gibt aber auch schwarze Schafe, die (dank etwas Reiniger und Politur) besonders leichtes Spiel haben, weil man vom äußeren Zustand eben leider nicht auf den inneren schließen kann.
In den Anzeigen der von uns gekauften Lungenautomaten war von ,,wurde nach der Revision nur noch zwei Mal getaucht“, über ,,funktioniert, aber bräuchte zur Sicherheit eine Revision“, bis ,,Revision wird empfohlen“ alles zu lesen. Oft wurde regelrecht damit geworben, dass die Regler nie in Salzwasser (was bei richtiger Pflege überhaupt kein Problem darstellt) und generell nur sehr selten (Finger weg!!!) getaucht wurden.
Bei der Reinigung und Wartung der gekauften Automaten haben wir einiges erlebt, weshalb wir euch ein Best of der Grusel- und Schandtaten (nur aus diesen Reglern) zeigen und den einen oder anderen Tipp geben wollen, wie es gar nicht erst dazu kommt.
Am Ende konnten wir alle Automaten retten.
Es sei jedoch dazu gesagt, dass mit mehr Aufwand auch die Kosten steigen.
Nach der Revision nur noch im letzten Urlaub und dann als Kristallzucht verwendet Nur noch 2x getaucht und dennoch Verkrustungen auf der Dichtfläche für die Membran -> Wassereinbrüche beim Einatmen
Springen wir zurück zu den empfohlenen Wartungsintervallen der Hersteller. Die meisten Hersteller empfehlen bzw. fordern, wenn man Garantieansprüche geltend machen will, den Atemregler alle 12 Monate oder wenn diese vorher erreicht werden, nach 100 Tauchgängen warten zu lassen.
Die Zahl 100 Tauchgänge ist dabei natürlich besonders verlockend, da die meisten Sporttaucher oft nur einen Bruchteil davon im Jahr erreichen. Hinzu kommt, dass eine Revision für einen Oberklasse Automaten schnell über 100€ kosten kann, was schnell dazu führt, dass die 12 Monate gerne völlig ausgeblendet werden.
Im Urlaub trifft man oftmals Leute, die sich einen teuren Atemregler kaufen, „damit man schließlich weiß was man hat“, diesen im Urlaub tauchen, anschließend einlagern und ihn im nächsten Jahr, für den nächsten Urlaub wieder herausholen. Weil das gute Stück „nur so wenig benutzt wurde“, ist eine Revision vermeintlich noch lange nicht nötig. Anders ausgedrückt: die Höchststrafe für einen Atemregler, da Salz und Kalk nun viel Zeit haben Krusten zu bilden und sich in die Materialien zu fressen.
Die Ausrüstung nach dem Tauchen zu spülen und zu Hause nochmals intensiver zu waschen, entfernt einen Großteil des Salzes und Kalks, aber eben nicht alles… Kleinere, oft unbemerkte Wassereinbrüche, die im Getümmel mit anderen Tauchern immer mal passieren, bleiben für den Normalverbraucher unerreichbar.
Nie im Salzwasser getaucht, dennoch voller Ablagerungen
Das Gehäuse besteht aus verchromten Messing, Rost ist daher unmöglichKaum benutzt und nur einmal (unbemerkt) abgesoffen
Außenseite der Membran (Wasserkontakt: normal) Innenseite… Wasserkontakt: nicht normal
Leih-Atemregler von der Basis haben oft einen unnötig schlechten Ruf, weil sie regelmäßig bis täglich benutzt werden und man die letzte Revision in den meisten Fällen nicht auf den ersten Blick nachvollziehen kann.
Kurzum sei gesagt, dass genau dieser regelmäßige Betrieb das Salz und den Kalk in Lösung hält und damit von dem Material fernhält. Solch ein Atemregler wird auch nach 101 Tauchgängen ohne Wartung nicht direkt den Dienst quittieren. Die Zahl stammt von einem Hersteller, der einen hieb- und stichfesten Nutzungszeitraum ohne Wartung (ordnungsgemäße Handhabung vorausgesetzt) garantieren muss. Hinzu kommt, dass unzuverlässiges Gerät schlecht für den Ruf und das Geschäft der Basis ist.
Leute, die nur wenige Tauchgänge im Jahr machen, sollten daher sehr sorgfältig kalkulieren, ob sich ein eigener Atemregler plus jährliche Wartung wirklich für sie lohnt.
Ein regelmäßig getauchter, aber evtl. von der Tauchgangs-Anzahl überfälliger Atemregler ist einem selten getauchten, aber von der zeitlichen Wartung überfälligen Exemplar eindeutig vorzuziehen – wobei sich in einer idealen Welt natürlich alles innerhalb der Wartungsempfehlung abspielen sollte.
Vom Handrad verdeckt Der wurde doch immer sorgfältig gespült
Auf dem Gebrauchtmarkt findet man leider auch eine Menge verpfuschter Atemregler. Sei es, weil ein Grobmotoriker am Werk war, der dem Kunden gegenüber seine Fehler verschleiern musste oder ein Schrauber, der zwanghaft jeder Schraubverbindung ohne zusätzliche Additive misstraut. Beide Gruppen benutzen ein Produkt mit Vorliebe und natürlich in rauen Mengen: Schraubensicherung, am besten die hochfeste.
Grund: zieht man beim Zusammenbau z.B. die Anschlusswelle am Handrad zu fest an, kann das Gehäuse reißen. Klebt man die Welle in so einem Fall ein, lässt sich der Vorfall bis zur nächsten Revision vertuschen und auf andere abwälzen.
Ein weiterer Grund, warum besonders an der Welle oft Schraubensicherung zu finden ist: relativ viele Leute drehen, wenn sich das Handrad beim Zerlegen des Geräts nur schwer aus dem Flaschenventil schrauben lässt, gerne mit Hilfe des Gehäuses und lösen dadurch relativ schnell die Anschlusswelle.
Ein seriöser Verkäufer wird es immer erlauben, dass der Lungenautomat vor der Geldübergabe zu einer vereinbarten Fachwerkstatt geht und der Zustand dort unter die Lupe genommen wird.
Viel hilft viel O-Ring auf halber Strecke festgeklebt
Das Beste kommt natürlich zum Schluss: ein Atemregler, der von oben bis unten mit Maschinenfett behandelt wurde… sehr gut für die Natur und vor allem die eigene Gesundheit (angemessenes Fett war wohl zu hochpreisig).
Der Geruch breitete sich schon beim Öffnen des Pakets aus und wurde beim Öffnen der ersten Stufe fast beißend.
Ich will hier niemandem unterstellen, ob in dem Fall ein Laie krampfhaft versucht hat Geld zu sparen oder eine Werkstatt ganz großen Mist gebaut hat. Eine Revision ist, wie der Kauf eines Lungenautomaten Vertrauenssache, daher sollte man sich die Werkstatt des geringsten Misstrauens sehr sorgfältig aussuchen und möglichst einmal besichtigen.
Und denk immer daran: MIT DEM ÖL NICHT SPARSAM SEIN!
Das gleiche Fett befand sich leider auch im Inneren