Durch einen längeren Aufenthalt in der Slowakei, bot sich mir die Gelegenheit das naheliegende Krakau, in Polen, zu erkunden. Als begeisterter Taucher, durfte meine Ausrüstung dabei natürlich nicht fehlen, auch wenn man außer von der polnischen Ostsee relativ wenig in den deutschsprachigen Tauchreiseführern liest. Ich selbst spreche praktisch kein Wort Polnisch, kannte, da Tauchen bekanntlich verbindet aber jemanden, der nicht nur die Sprache beherrscht, sondern auch ortskundig ist. Paul hat mir sehr netter Weise nicht nur mehrere Möglichkeiten vorgeschlagen, sondern mich auch als anschlusssuchenden Taucher an der Basis angekündigt.
Die Basis Kraken (Kraken.pl) am Zakrzówek See liegt in einem sehr ruhigen Gebiet, mitten in Krakau, unweit der historischen Altstadt. Die Zufahrt erfolgt durch ein großes Eisentor, welches sich nach einem (manchmal auch erst nach mehrmaligen) klingeln öffnet.
Das Panorama beim Herunterfahren erinnerte mich sehr an Kessel 1 in Löbejün… nur eben in XXL.
Die Basis selbst, ist, passend zum See, relativ groß, geräumig und hervorragend ausgestattet (inklusive schwerer Lamellenvorhänge, um nasse Taucher vor dem Wind zu schützen).
Ich selbst tauche bevorzugt Sidemount – eine Ausrüstungskonfiguration, bei der die Flaschen seitlich am Körper getragen werden – und bin vor meiner Reise davon ausgegangen, dass ich die dafür oft genutzten Alu Flaschen bekommen werde oder mir aus Stageflaschen (zusätzliche Flaschen zu den Hauptflaschen, um mehr Luft und / oder mehr Luftgemische mitführen zu können) etwas zaubern muss. Vor Ort hatte ich schließlich die freie Auswahl aus Stahl und Alu Flaschen in allen Variationen. Nach dem Einkleiden fehlte nur noch ein Buddy(team), wofür mich der Betreiber bat einen Moment Platz zu nehmen, er würde sich um den Rest kümmern – kommuniziert wurde dabei auf Englisch, was von Anfang an problemlos funktionierte.
Alleine, in einem fremden Land auf dem Stuhl sitzend startete natürlich sofort das berühmte Kopfkino: wann bzw. ob ich überhaupt einen Buddy finde, schließlich wurden unweit von Krakau einige der finstersten Kapitel der deutschen Geschichte geschrieben, die man uns in anderen Teilen der Welt teilweise heute noch nachträgt, auch wenn die meisten heutigen Generationen bei weitem nichts mehr dafür können. Kaum zu Ende gedacht, stand ich auch schon Dorota und einigen weiteren Mitgliedern von nurtech.pl gegenüber. Der Name klingt zuerst nach eingefleischten Techies unter sich, willkommen und vertreten war dort jedoch jede Konfiguration – was zählt ist der gemeinsame Spaß am gemeinsamen Hobby.
Nach einem kurzen beschnuppern der wichtigsten Eckdaten für einen sicheren Tauchgang, wurde ich schließlich zu einem der Rödel-Pavillons gelotst, wo bereits ein Platz für mich frei gehalten und ich mit einer Offenheit und Herzlichkeit empfangen wurde, die ich so noch nicht erlebt habe.
Bei den üblichen Gesprächen über das Thema ,,wer taucht was?“ sah ich bei jemandem einen Tauchcomputer, den ich, unter anderem wegen der besseren Ablesbarkeit selbst schon mal ins Auge gefasst, aber noch nicht in der eigenen Hand gehalten hatte. Auf meine Frage, wie zufrieden er mit dem Computer sei, folgte die Antwort, dass ich mich selbst überzeugen soll, er sei den Tag zur Oberflächensicherung dabei und gab mir den Computer zum Probetauchen. Auch hier sprach jeder genügend Englisch, um problemlos miteinander kommunizieren zu können. Kam das Gespräch doch einmal ins Stocken, weil das eine oder andere Wort nicht greifbar war, sprang sofort jemand ein und hat notfalls hin und her übersetzt.
Nach einem gründlichen Briefing, bei dem nach Wünschen gefragt wurde und entsprechend die Route und Zeit geplant wurden, ging es zum anschließenden Anrödeln. Hier musste ich feststellen, dass das geliehene (beschichtete) Gurtblei nicht auf das Gewichtssystem meines Sidemountsystems passt. Mein Tischnachbar sah das und reichte mir sofort, ohne ein Wort zu fragen seine Kiste mit verschiedensten Bleistücken und für den Notfall noch einen Bleigürtel. Fertig angerödelt und bereit zum Abtauchen sammelten wir uns am Einstieg, wo bereits auffiel, dass in Polen mehr Leute eine Fotokamera mitnehmen, als in Deutschland, was sich gut traf, da die Kälte die Akkus meiner GoPro dahingerafft hatte. Vollzählig und von einer Oberflächensicherung überwacht, was ich so bisher nur von BSAC kannte, wurde schließlich abgetaucht.
Die Sicht in dem See war gut , ähnlich wie in Hemmoor. Auf dem Weg zum ersten Ziel, ging es vorbei an einer ungewöhnlich großen Plattform und einem noch größeren Tarierpark. Nachdem wir einige weitere Meter durch die zerklüftete Felslandschaft, gespickt mit kleineren versenkten Gegenständen zurückgelegt hatten, erreichten wir das große Holzwrack, welches mich von weitem ein wenig an ein Piratenschiff aus den bekannten Filmen erinnert hat. Von nahem zeigte sich schnell, dass man nicht in Deutschland ist, denn die größeren Attraktionen sind i.d.R. dafür präpariert oder speziell dafür gebaut – für die, die es möchten – möglichst vollständig betauchbar zu sein.
Nachdem wir das Schiff von oben bis nach unten erkundet hatten, standen noch ein alter Schulbus, bei dem die Scheiben vollständig entfernt und die Türen geöffnet wurden, sowie ein kleines Flugzeug mit geöffneten Türen auf unserer Liste, bevor wir glücklich und gut erfrischt nach einer guten Stunde wieder aus dem 5°C kalten Wasser auftauchten.
Wieder warm und zivil eingepackt, ließ die nächste Überraschung nicht lange auf sich warten, denn am gegenüberliegenden Einstieg begannen einige leicht bis gar nicht bekleidete Leute damit ein Bad zu nehmen. Den Grund hierfür teilte mir Paul später mit: es war ein katholischer Feiertag in Polen und in diesem früheren Steinbruch hat Papst Johannes Paul II während des zweiten Weltkriegs gearbeitet.
https://reisefuehrerkrakau.de/auf-den-spuren-von-johannes-paul-ii/
Da ich nur ein knappes Wochenende Zeit hatte und auch noch etwas von der Stadt sehen und erleben wollte, war für mich nach einem Tauchgang leider schon Schluss. Als kleiner Trost, wurde ich jedoch vor meinem Aufbruch, zusätzlich zu den Informationen von Paul, von der Truppe mit noch reichlich weiteren Informationen und Koordinaten zu den wirklichen Sehenswürdigkeiten und kulinarischen Köstlichkeiten in Krakau versorgt, was den Trip wirklich einmalig gemacht hat.
Ich möchte den Bericht nicht sprengen, daher möchte allen die die Stadt bereisen wollen, einfach kurz und knapp mit auf den Weg geben: es lohnt sich absolut, auf dem Weg durch die bekannten Viertel, die Touristenpfade zu verlassen und auch mal einen Abstecher in die eine oder andere Seitenstraße zu wagen.
Abschließend möchte mich nochmal vielmals bei Paul Dabrowski für die viele Hilfe bei der Planung und Umsetzung, bei Dorota Marzewska für die zur Verfügung gestellten Unterwasseraufnahmen und natürlich bei der kompletten Truppe von nurtech.pl für den einfach einmaligen Tag bedanken. Ich hoffe man sieht sich bald und vor allem in Krakau wieder.